Schimmel durch richtiges Lüften in der Wohnung verhindern

Fast jeder Familienhaushalt ist gemäss dem Bundesamt für Gesundheit im Winter von Schimmel betroffen. Zum Glück kann der Schimmelpilzbefall der eigenen Wohnung bereits mit kleinem Aufwand verhindert werden. Dieser Artikel hilft mit einfachen Verhaltenstipps die Problematik Schimmel in den Griff zu bekommen.

Inhaltsverzeichnis
1. Was genau ist Schimmel überhaupt?
2. Voraussetzungen für Schimmelwachstum
2.1 Nährboden
2.2 Feuchtigkeit
3. Was die Bierflasche mit Schimmel zu tun hat
4. Alles schön und gut – wie kann man nun aber Schimmel verhindern?
5. Richtiges Lüften
5.1 Wie oft muss täglich gelüftet werden
5.2 Undichtes Mauerwerk in Altbauwohnungen
5.3 Fenster als Frühwarnsystem
5.4 Richtiges Lüften im Badezimmer
5.5 Richtiges Lüften in der Küche
5.6 Richtiges Lüften bei längerer Abwesenheit
5.7 Kippfenster
6. Optimale Raumtemperatur in den Wohnräumen
6.1 Kühle Zimmer immer verschliessen
7. Richtige Luftfeuchtigkeit in der Wohnung
7.1 Messung der relativen Luftfeuchtigkeit
7.2 Wäsche in der Wohnung
7.3 Luftbefeuchter
8. Kein Schrank an die Aussenwand
9. Quellen und weiterführende Literatur

Was genau ist Schimmel überhaupt?

Starker Schimmelbefall an der WandAls Schimmel bezeichnet man eine heterogene Gruppe von Fadenpilzen, welche sich durch winzig kleine Sporen vermehren. Diese Sporen sind ein natürlicher Teil unserer Umwelt und können weite Distanzen in der Luft schweben. Für den Menschen werden diese Pilzsporen erst in einer höheren Konzentration gefährlich und gelangen über die Atmung in den Körper.

Landen die Sporen auf einem optimalen Nährboden mit erhöhter Feuchtigkeit, beginnen sie Zellfäden zu bilden. Sie sind für das menschliche Auge jedoch erst sichtbar, wenn Sie mit der Produktion der winzig kleinen Fruchtkörper zur Vermehrung beginnen.

In diesem Wachstumsstadium erkennt man den Schimmel meistens als Schimmelpilzflecken.

Notwendige Wachstumsgrundlagen von Schimmel

Zur Vermehrung brauchen die Schimmelpilze nur sehr wenig: Sie brauchen Nahrung in Form eines Nährbodens und Sie brauchen genügend Flüssigkeit (Feuchtigkeit). Sind diese beiden Grundvoraussetzungen vorhanden, bilden die Schimmelsporen Pilzfäden und vermehren sich.

Nährboden

Schimmel oberhalb einer SockelleisteAls Nährboden ist dem Schimmel beinahe alles recht. In der Wohnung ist oftmals die Tapete ein beliebtes Ziel, da sie über ausreichende Nährstoffe für den Schimmelpilz verfügt. Aber auch Fugenmaterial oder kleinster Staub ist bereits ausreichend.

Lediglich auf Glas, Keramik oder Granit kann sich der Schimmel nicht vermehren. Sind die Fensterscheiben aber verdreckt, zum Beispiel durch einen dünne Schicht von Hausstaub, fühlt sich der Schimmelpilz bereits wieder wohl.

Feuchtigkeit

Da sich Schimmel beinahe auf jedem Medium in der Wohnung fortpflanzen kann, spielt die zweite Wachstumsgrundlage, Feuchtigkeit, eine viel grössere Rolle. Feuchtigkeit kann auf zwei unterschiedliche Arten in die Wohnung gelangen.

1. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass Wände oder Decken aufgrund eines Wasserschadens (undichte Leitung), ein undichtes Mauerwerk oder eine defekte Dachabdeckung nass werden. Zusammengefasst kommt das Wasser also von ausserhalb in die Wohnräume.

In diesem Fall kann der Schimmelbefall durch falsches Verhalten zwar beschleunigt werden, aber selbst bei korrektem Lüftungsverhalten wird ein Schimmelbefall oftmals unvermeidlich sein. Daher gilt es bei einem Wasserschaden (nicht nur wegen dem Schimmel) immer umgehend den Vermieter oder die Verwaltung zu informieren.

Schimmelwachstum auf Tapete2. Aber auch trotz wasserdichter Aussenhülle des Gebäudes entsteht innerhalb der Wohnung täglich Feuchtigkeit. Allein wir Menschen geben durch Atmen und Schwitzen bis zu 100 Gramm Wasser pro Stunde an unsere Umgebung ab.

Eine dreiköpfige Familie produziert ausserdem bis zu 3 Kilogramm Wasserdampf durch Kochen und Putzen. Wenn nun noch das morgentliche Duschen im Badezimmer dazugerechnet wird, kommt eine ganze Menge Feuchtigkeit zusammen.

Was die Bierflasche mit dem Schimmel zu tun hat

Endlich Feierabend! Es war ein langer Arbeitstag. Im Kühlschrank wartet der verdiente, kalte Durstlöscher. Das Fernsehgerät läuft bereits als die Bierflasche geöffnet wird. Aber halt… was hat das ganze mit Schimmel zu tun?

Die wärmere Raumtemperatur kühlt um die Bierflasche herum ab und es bilden sich kleine Wassertröpfchen auf dem Glas. Diese Tropfen enstehen, weil kalte Luft weniger Feuchtigkeit speichern kann als warme Luft. Während bis zu 30 Gramm Wasser pro Kubikmeter in 30 Grad warmer Luft gespeichert werden kann, so ist das Aufnahmemaximum bei 10 Grad kalter Luft bereits bei knapp 9.5 Gramm erreicht.

Durch die Luftabkühlung in der Nähe der Bierflasche geht also Feuchtigkeit aus der Luft verloren und kondensiert auf der Bierflasche. Nochmals halt… das hat ja immer noch nichts mit Schimmel zu tun!

Doch, hat es! Nach dem gleichen Prinzip kann sich nämlich auch an der Innenseite der Aussenwände Tauwasser bilden.

Ein Beispiel:

Es ist Dezember. Die leckeren Spaghetti kochen gerade im Kochtopf in der Küche einer Altbauwohnung. Durch das Kochen und Heizen ist die Luft nicht nur warm, sondern auch gesättigt mit Feuchtigkeit.

Diese Luft prallt nun gegen die unisolierte Aussenwand. Da gerade Winter ist, ist diese Aussenwand viel kühler als die Raumtemperatur – die Luft kühlt ab, verliert Wasser, befeuchtet die Wand und bildet den perfekten Ort für den Schimmelpilz.

Alles schön und gut – wie kann ich Schimmel nun verhindern?

Ganz einfach: Optimale Raumtemperatur einstellen (circa 20 Grad Celsius), für die richtige Luftfeuchtigkeit (30-50%) in der Wohnung sorgen und viel viel Lüften (2-3 mal täglich für 5-10 Minuten)!

Richtiges Lüften im Winter

Die wohl einfachste und wichtigste Methode zur Schimmelvorbeugung ist das korrekte Lüften. Durch das Öffnen der Fenster kann die ganze in den Wohnräumen entstandene Feuchtigkeit nach Aussen transportiert werden, indem die kühlere Aussenluft sich beim Eintritt in die Wohnung erwärmt und dabei Feuchtigkeit aufnimmt.

Durch den Luftzug wird sie dann nach draussen befördert. Selbst bei Regen oder Schnee ist die Aussenluft im Winter viel trockener als diejenige im Wohnungsinnern und damit fürs Lüften geeignet.

Lüftungstipp 1:
Im Winter führt das Lüften sogar bei Regen/Schnee zu einem Abtransport von Feuchtigkeit.

Es ist sehr wichtig, dass die Fenster komplett und in verschiedenen Zimmern geöffnet werden. Nur so kann ein Durchzug entstehen, welcher die Feuchtigkeit nach aussen transportiert.

Dies zeigt die untenstehende Tabelle sehr anschaulich (Quelle: Deutsches Umweltbundesamt).

FensterstellungLuftwechsel pro Stunde
Fenster in Kippstellung0.3 bis 4.0
Fenster halb geöffnet4.0 bis 10.0
Fenster ganz geöffnet4.0 bis 20.0

Bei einem komplett geöffnet Fenster wird die Luft innert einer Stunde also 4 bis 20 mal komplett ausgetauscht.

Wie oft muss nun gelüftet werden

Dies hängt davon ab, wieviel Feuchtigkeit während eines Tages in der Wohnung produziert wird. Hält man sich am Wochenende beispielsweise den ganzen Tag in der Wohnung auf und wird zusätzlich noch gekocht und geduscht, so entsteht viel Feuchtigkeit.

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Umgekehrt wird bedeutend weniger Feuchte produziert, wenn man nur am Morgen und am Abend in der Wohnung ist. Als generelle Empfehlung gilt:

Lüftungstipp 2:
Pro Tag sollten alle Fenster der Wohnung mindestens 2 bis 3 mal für 5 bis 10 Minuten komplett geöffnet werden.

Undichtes Mauerwerk bei Altbauwohnungen

Bei vielen Altbauhäusern sind die Gebäudemauern dermassen undicht, dass selbst bei geschlossenen Fenstern Luftwechselwerte von bis zu 2.0 pro Stunde erreicht werden.

Das heisst also, die komplette Raumluft wird teilweise alle 30 Minuten automatisch ausgetauscht. Umgekehrt bedeutet dies aber für neuere Gebäude:

Lüftungstipp 3:
Neubauten ohne maschinelle Lüftungen müssen öfter gelüftet werden als Altbauten.

Alte Fenster als Frühwarnsystem

Schimmel am FensterAlte Fenster sind die grösste Energieverlustquelle in einem Gebäude. Dadurch dienen sie aber gleichzeitig auch als Frühwarnsystem bei falschem Lüften.

Weil die alten Fenster eine schlechtere Wärmedämmung haben als die Aussenwände, treten die Wassertröpfchen (Kondensation) zuerst an den Fensterscheiben auf.

Lüftungstipp 4:
Alte Fenster sind ein Frühwarnsystem für falsches Lüftungsverhalten. Bilden sich Tauwasser an den Scheiben muss dringend häufiger gelüftet werden.

Richtiges Lüften im Badezimmer

Schimmel im BadezimmerIm kleinen Badezimmer fällt beim Duschen und Baden innert kürzerster Zeit eine hohe Menge an Feuchtigkeit an. Ist ein Fenster vorhanden, sollte dieses nach dem Duschen weit geöffnet werden.

Am allerbesten wäre es, wenn man kurz mit einem trockenen Tuch über die nassen Wandplatten fährt – dadurch muss diese Feuchtigkeit nicht mehr über das Lüften abgeführt werden.

Während und auch nach dem Duschen sollte die Badezimmertüre stets offen sein. Dadurch kann sich die Feuchtigkeit in einem grösseren Raumvolumen verbreiten und die Luftfeuchtigkeit pro Kubikmeter reduziert sich.

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Lüftungstipp 5:
Badezimmertüre und (wenn vorhanden) Badezimmerfenster nach dem dem Duschen stets öffnen.

Richtiges Lüften in der Küche

Beim Kochen sollte darauf geachtet werden, dass der Dunstabzug jeweils angeschaltet ist. Geeignet für den Abtransport von Feuchtigkeit sind jedoch nur diejenigen Abzüge, welche die Luft auch tatsächlich nach aussen transportieren.

Ein Umluftabzug in der Küche bewirkt keinen Abtransport der Feuchtigkeit. Bei diesen muss also zwingend das Fenster geöffnet werden.

Lüftungstipp 6:
Nach dem Kochen sollten jeweils die Fenster geöffnet werden, insbesondere wenn in der Küche ein Umluftabzug installiert ist.

Lüften in den Ferien

Fährt man in die Ferien oder ist aus anderen Gründen länger nicht in der Wohnung, können die Fenster logischerweise nicht täglich geöffnet werden. Pflanzen oder Haustiere (Fische, Hamster, etc.) produzieren dennoch konstant Feuchtigkeit.

Damit sich die Feuchte gleichmässig verteilen kann und sich nicht in einem Raum staut, sollten zumindest alle Zimmertüren geöffnet sein.

Lüftungstipp 7:
Vor den Ferien sollten alle Zimmertüre weit geöffnet werden, damit sich die Feuchtigkeit gleichmässig in allen Räumen verteilen kann.

Kippfenster

Auf keinen Fall sollte man im Winter die Fenster dauerhaft in der Kippstellung geöffnet lassen. Dabei geht zum einen sehr viel Heizenergie verloren. Weiter kühlen die Decke, der Boden und die Wände in der Nähe des geöffneten Kippfensters stark ab. Dadurch steigt die Gefahr von Kondensationsfeuchtigkeit.

Lüftungstipp 8:
Die Kippstellung der Fenster ist im Winter für das Lüften ungeeignet. Ein fünfminütiger Durchzug macht viel mehr Sinn.

Optimale Raumtemperatur in der Wohnung

Um die angesprochene Taunässe an den Wänden und Fenstern zu vermeiden, sollte rechtzeitig mit dem Heizen begonnen werden. Dabei gilt die Grundregel, dass mit Ausnahme des Kellers und allfälligen Estrichabteilen alle Räume beheizt werden sollten.

Als optimale Raum- und Wohlfühltemperatur gilt in allen Wohnungsräumen 20 Grad Celsius. In gut belüfteten Neubauten sind aber auch Temperaturen von 18 Grad unproblematisch.

Kühle Zimmer verschliessen

Das Schlafzimmer ist oftmals der kälteste Raum in der ganzen Wohnung. Für den Fall, dass das Schlafzimmer von Ihnen also weniger stark beheizt wird, sollte die Schlafzimmertüre immer geschlossen werden.

Ansonsten wandert die wärmere Luft aus den anderen Zimmern (mit entsprechend mehr Feuchtigkeit) in das Schlafzimmer; an den kälteren Wänden gibt die Luft dann Feuchte ab und es kann zu Schimmelbildung kommen.

Empfohlener Artikel: Das beste Antischimmelmittel

Richtige Luftfeuchtigkeit in der Wohnung

Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit empfiehlt als Faustregel in den Wohnräumen eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 30 bis 50%.

Bei sehr kühlen Aussentemperaturen sollte die Feuchte nicht über 40% liegen. Ist die relative Luftfeuchtigkeit konstant über 50%, wird dadurch nicht nur das Schimmelwachstum erhöht, sondern auch Milben vermehren sich dabei schneller.

Zum Verständnis der relativen Luftfeuchtigkeit hat der Meteorologe Jörg Kachelmann folgende kurze Erklärung (Link führt zu Youtube).

Hygrometer zur Messung der relativen Luftfeuchtigkeit

In den Wohnräumen kann die relative Luftfeuchtigkeit mit einem Messgerät namens Hygrometer gemessen werden.

Die Anschaffung eines solchen Gerätes ist aber nur dann empfohlen, wenn eine Überempfindlichkeit bezüglich Trockenheit vorliegt. Oder wenn bereits einmal Schimmel in der Wohnung vorhanden war.

Wäsche in der Wohnung

Im Winter sollte darauf geachtet werden, dass keine Wäsche in der Wohnung zum Trocknen aufgehängt wird. Trocknen die Kleider so wird die Feuchte an die Umgebungsluft abgegeben.

Ähnlicher Artikel: Schimmel in der Waschmaschine

Auch beim Gebrauch der Waschmaschine sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass dabei bis zu 150 Gramm Wasser an die Luft abgegeben wird.

Tipp:
Die Wäsche sollte nach Möglichkeit nicht in der Wohnung zum Trocknen aufgehängt werden.

Unding Luftbefeuchter

Auf keinen Fall sollte man im Winter einen Luftbefeuchter installieren. Empfindet man die Luft als trocken helfen ganz einfache Tipps:

Oftmals kann nämlich bereits durch eine leichte Senkung der Raumtemperatur auf 20 bis 21 Grad viel erreicht werden. Staub, Parfüm oder Rauch verstärken das Trockenheitsgefühl und sollten vermieden werden.

Tipp:
Auf den Kauf eines Luftbefeuchters sollte verzichtet werden.

Kein Schrank an die Aussenwand

Schränke und andere Möbel direkt an der Aussenwand verhindern, dass sich die entsprechende Wandstelle durch die warme Innenluft erwärmen kann. Sie bleibt somit kälter als andere Wandteile.

Folglich bildet sich hinter diesen Möbelstücken vermehrt Tauwasser. Zusätzlich ist auch noch die Luftzirkulation an diesen Stellen viel schwächer. Die besten Voraussetzungen also für Schimmel.

Tipp: Nach Möglichkeit an die Aussenwände keine Bilder aufhängen. Möchte man einen Schrank an die Aussenwand stellen, so muss ein Mindestabstand von 10 Zentimeter gewählt werden

Quellen und weiterführende Literatur

[1] „Komfortabler Wohnen – alles rund ums Heizen und Lüften
Energiefachstelle der Kantone, Energie Schweiz
[2] „Vorsicht Schimmel – Eine Wegleitung zu Feuchtigkeitsproblemen und Schimmel in Wohnräumen
Bundesamt für Gesundheit, Oktober 2009
[3] „Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen
Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt, 2002